Rekordverdächtig :
Jugendliche aus dem Bistum Dresden-Meißen stellen die fünftgrößte Helfergruppe des 103. Deutschen Katholikentags
Trotz verhaltener Vorfreude wegen der Wetterprognosen und einer Sternfahrt auf Schienen in gut gefüllten Zügen passierte uns beim Aussteigen in Erfurt etwas Sonderbares: Nach wenigen Schritten durchs Stadtzentrum fühlten wir uns schon ein bisschen wie zu Hause. Es war Berufsverkehr, die Straßenbahnen voll und die Gassen auch… Aber es war friedlich. Viele Menschen trugen schon Accessoires des Katholikentags und Plakate wiesen die Wege. Fast wie bei einem Familientreffen, wo man sich lange nicht gesehen hat, aber gleich wieder mittendrin ist. Danke Erfurt für diese tolle Stimmung!
Unsere Gruppe reiste also am 29. Mai aus Chemnitz, Dresden, Leipzig, Hainichen, Zwickau, Meißen, München und Annaberg nach Erfurt „ein“, um als Helfer*innen mitwirken zu können. Wir waren 21 Leute von 15-35 Jahren. Unseren helfenden Einstieg hatten wir bereits direkt beim Ankommen: Es gab ein zentrales Setting auf dem Domplatz, um 15 Uhr wurde der Eröffnungsabend vorgestellt und ca. 100 Helfende aus vielen Bistümern in ihre Aufgaben eingeteilt. Wir markierten mit Seilen die Wege und Bereiche für Gäste und Zelebranten auf dem sich dann schon langsam füllenden Pflaster vor den Domstufen.
Mit dem Pflaster füllten sich auch zunehmend Bereiche mit Menschen, die Sprache wurde vielfältiger die Gäste bunter, alle neugierig. Dann noch Musik dazu…und die Eröffnung, sehr warmherzig von Yvonne Willicks und Daniel Heinze moderiert, geriet schon zu einem ersten richtigen Fest! Alle waren willkommen, alle wurden begrüßt, für jede/n war passende Musik dabei und es gelang sehr offen, leicht zugängig, fast schon weltlich. Wir fanden das angenehm frisch und dadurch irgendwie für alle die da waren oder vorbeikamen öffnend.
Nachher war noch immer kein Feierabend oder die Matratze in Sicht, wir waren gefordert, uns in unserem Einsatzbereich zu melden und die grundlegende Einweisung zu „empfangen“. Ab sofort waren wir also die „Kirchenmeile“! Ein tolles Gefühl. Geschätzt 80 Großzelte: Aussteller, Bistümer, Verbände, Ordensgemeinschaften, ne kleine Bühne, ein Spülzelt und sanitäre Anlagen…das war unsre kleine Stadt und wir die Bescheidwissenden.
Abends nach 10 Uhr bezogen wir endlich unsere Unterkunft in der Messe Erfurt. Dort teilten wir unseren Schlafplatz mit 700 anderen Teilnehmer*innen und 4 einheimischen Tauben, die ihren Weg hinein (aber nicht wieder hinaus) gefunden hatten. Schlafbrillen und Ohrstöpsel gehören bekanntlich zur Grundausstattung jugendlicher Veranstaltungsbesucher, wir waren also geübt, in beleuchteten Hallen zu schlafen. Wenigstens 5 h pro Nacht…
Donnerstags startete unser Tag mit einem Großgottesdienst, bei dem wir erneut die Wege abgrenzten, aber uns mit den Besucher*innen vernetzten. So fühlte sich das Dienen richtig gut an. Nachher ging wir in unseren „Schichtdienst“ über und arbeiteten täglich von 9:30 bis 21 Uhr an, in, um und für „unsere“ Kirchenmeile. Fragen beantworten, Materialien verteilen, überall mal anfassen, Wetterprognosen abgeben, Toiletten-Service, Mülltonnen inspizieren…vom morgendlichen Öffnen bis zum fast nächtlichen Schließen des Platzes: Rock around the clock! (Auch weil fast ganztägig musikalische Untermalung entweder von der Domplatz-Bühne oder von der eigenen Kleinbühne herüberschallte!)
Wer Schichten macht, hat auch Freizeit. So nahmen wir alle die Gelegenheit wahr und besuchten die kleinen im Stadtgebiet verteilten Kirchenmeilen oder nahmen an verschiedenen Programmpunkten teil. Beispielsweise spielte Patrick Gläser Rock, Pop und Filmmusik auf der Orgel im Dom. „Offen.katholisch“ veranstaltete einen Workshop zur jugendlichen Sicht über die Zukunft unserer Kirche. Eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde zu menschenwürdiger Globalisierung oder ein Podium zur Motivationsfrage, sich für die Kirche zu engagieren fanden unser Interesse. Eine Nacht der Lichter (Taizégebet) mit dem Prior der Communauté aus Taizé Frère Matthew und Frére Philipp im Erfurter Dom hatte so viel Zulauf, dass nicht alle Interessierten dabei sein konnten. Abends sorgten die Band Knallblech oder verschiedene lokale Partys für gute Stimmung (Geheimtipp war die Disko im Keller des Jugendzentrums für täglich wechselnden Musikgeschmack)…mancher war schon mit einem Mangosaft im „Nerly“ zufrieden.
Freitags dann: Sondereinsatz! Wir konnten den Bundeskanzler auf unserer Kirchenmeile empfangen und eskortieren. Er besuchte verschiedene Stände und plauderte, während wir die Wege absperrten…muss man mal dabei gewesen sein! Auch anderswo war Prominenz täglich am Start, Blaulicht blinkte, medizinische Fahrzeuge eilten durch die Stadt und geheimnisvolle Zivilisten funkten an verborgene Empfänger. Für die Jungs im Helfer*innen-Team aufregend und allzeit interessant.
Ja sicher, der 103. Katholikentag wurde durchgehend von Regen- und Gewitterwarnungen begleitet. Das war für uns und alle in den Ausstellerzelten schwierig auszuhalten. Letztendlich kam es aber nur zu wenigen und meist kurzen Schauern, die zwar etwas vom Programm oder den Abbau verzögerten. Aber meist zogen die dunklen Wolken an Erfurt vorbei und verschonten uns. Gottes Segen halt!
Am letzten Tag, dem Sonntag, der 2. Juni, endete der Katholikentag mit einem Schlussgottesdienst, welcher von Bischof Dr. Georg Bätzing gehalten wurde. Großartig einfach, mit eindrücklicher Symbolik zu Verantwortung, zu Miteinander, zu Vielfalt, mit orientalisch angehauchter Musik, wie sie jetzt nah an der Heimat Jesu klinkt und mit einer am Ende sehr herzlichen Einladung zum evangelischen Kirchentag und dem darauffolgenden Katholikentag nach Würzburg. So ging unsre anstrengende Woche, aber auch viel tolle Tage der Begegnung zu Ende. Abschließend trafen wir noch unseren Bischof Heinrich Timmerevers, er dankte uns stolz und war auch ein bisschen erleichtert. Wir nahmen noch unsre letzte Helfermahlzeit ein, bekamen noch „lecker Schweinsöhrchen“ in die Taschen und dann ging´s ab zum Bahnhof. Wir genossen die Heimfahrt in „vollen Zügen“.
Es war ein Glaubensfest, ein tolles Miteinander im Team und wir sind müde aber motiviert heimgekommen in der Hoffnung, beim nächsten Mal wieder zu einem organisierten Helfer*innenteam dazuzugehören.
Johannes Köst & Alexander Stocker, Jugendreferenten der Dekanate Chemnitz und Meißen