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Bistum Dresden Meissen
Teilnehmer vor der Gedenkstätte Bautzen © Norbert Kampf
23. Juli 2021 | Johanna Fretsch und Norbert Kampf

Werkstatttage "Kirche und Diktatur" in Schmochtitz

Begleitprojekt zum Bistumsjubiläum

Vom 02.07. bis 04.07. fanden die Werkstatttage in Kooperation mit den Zwickauer Pfarrjugendgruppen und dem Peter- Breuer- Gymnasium als Begleitprojekt zum Bistumsjubiläum unter dem Titel "Kirche und Diktatur" statt.

Sie widmeten sich der Tatsache, dass sich die jüngere Geschichte des Bistums überwiegend im gesellschaftlichen Rahmen von Diktatur ereignete.

Hier ein Bericht über die Werkstatttage, geschrieben von einer Teilnehmerin:

Die Werkstatttage vom 02.07.-04.07.2021 standen unter dem Leitwort „Kirche und Diktatur“ und waren ein Begleitprojekt zum Bistumsjubiläum. Zu Gast waren wir dabei im Bildungsgut Schmochtitz in der Nähe von Bautzen. Nach einer pünktlicher Abfahrt in Zwickau gerieten wir spätestens ab Dresden in einen Stau, was die Stimmung in den Fahrzeugen jedoch nicht zu trüben imstande war, im Gegenteil: flüchtige aber nette Bekanntschaften mit anderen Verkehrsteilnehmer*innen wurden geschlossen, Nostalgie-beladene Spiele ausgepackt und der ein oder andere Lieblingssong abgespielt. Nach dieser kleinen Autobahnodyssee kamen wir 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Zwickau, Werdau, dem Erzgebirge verspätet und hungrig in unserer Unterkunft an. Ein leckeres Abendessen stand glücklicherweise noch bereit, anschließend wurde das Gepäck in die für gut befundenen Zimmer geschleppt.

Den thematischen Einstieg in dieses Wochenende gab nach einer Vorstellungsrunde. Herr Dr. Straube mit einer Gesprächsrunde und Erzählungen über sein Aufwachsen als katholischer Christ in der DDR und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Dabei konnten viele von uns Teilnehmer*innen Gemeinsamkeiten mit der eigenen Familiengeschichte entdecken.
Besonderes Interesse erweckten allerdings seine Berichte über den Fall einen Stasi-Spitzels, der in die Zwickauer Studentengemeinde eingeschleust worden war und ähnliche Fälle auf die Herr Dr. Straube bei der Sichtung von Akten während seiner Tätigkeit bei in der Stasi- Unterlagen Behörde und seiner Forschungstätigkeit in diesem Bereich, unter anderem an der an der Hochschule in Oldenburg gestoßen war.
Den Beginn des Samstags stellte ein ausgiebiges Frühstück dar, das von der Begeisterung über die Entdeckung einer Kaffeemaschine mit schier endlosen Möglichkeiten und die Vielfalt des Buffets geprägt war. Da das Augenmerk dieses Wochenendes auf der 100 jährigen Geschichte des Bistums liegen sollte, brachen wir alsbald ins wenige Kilometer entfernte Bautzen auf, welches über viele Jahre Bischofssitz des Bistums Dresden-Meißen gewesen ist. Das dort befindliche Diözesanarchiv war dabei unser konkretes Ziel.
Vor Ort angekommen konnten wir nicht nur originale Dokumente, die die Verfolgung bzw. Benachteiligung von Christ*innen in der DDR bezeugten, begutachten, sogar die päpstliche Bulle zur Gründung unseres Bistums bekamen wir zu Gesicht. Ebenso durfte ein Besuch der Domschatzkammer mit ihren wertvollen, filigranen und manchmal auch skurrilen Objekten nicht fehlen.
Nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt besichtigten wir außerdem die Ruine der Nikolaikirche, in deren Umfeld und sogar in ihrem Inneren sich ein Friedhof mit den Gräbern der Bischöfe befindet, welche das Bistum Dresden in den Zeiten der Diktaturen zu leiten hatten. Dieser Ort hatte eine sehr besondere und beruhigende Atmosphäre.
Den letzten Programmpunkt vor der Rückkehr nach Schmochtitz stellte die Besichtigung des Bautzener St. Petri Doms dar, welcher als Simultankirche fungiert und dessen Deckengewölbe besonders beeindruckte.
Nach einer Pommes- Pause im Bildungsgut und anschließendem Powernap oder Abkühlung im Brunnen mit netten Gesprächen machten wir uns wieder auf in die Stadt, die dem berühmten türkisblauen mittelscharfen Senf ihren Namen verdankt.
Dort widmeten wir uns einem weiteren großen Programmpunkt des Wochenendes und besichtigten die Gedenkstätte Bautzen, das ehemalige Gefängnis der Staatssicherheit der DDR. Von verschiedenen Fahrzeugen für den Gefangenentransport, über die Gänge bis hin zu den verschiedenen Zellen der Haftanstalt durften wir nahezu alles besichtigen. Anschaulich erklärt erfuhren wir vieles über die dort angewendeten Methoden der Zermürbung und Abhörung und über die Geschichten bekannter und unbekannter Gefangener. Nach fast 3 Stunden hatten wir immer noch nicht immer alles zu unserer Zufriedenheit und intensiv genug gesehen und gelesen, aber es war Zeit nach Schmochtitz zurückzukehren. Erneut konnten wir uns an einem herrlich reichlichen Buffet stärken, bevor es an die Auswertungsrunde des Wochenendes ging, bei dem ausnahmslos Positives zu Programm, Unterkunft und Referent*innen geäußert wurde.
Es folgten ein Spaziergang in der idyllischen Parklandschaft des Bildungsgutes und ein Abendimpuls in der goldenen Abendsonne.
Geselliges Beisammensein durfte auch an diesem Tag nicht fehlen, ebenso wie ein weiteres Beine-eintauchen in den mittlerweile zum Gruppenmitglied aufgestiegenen Brunnen vor dem Gutshaus.
Beim sonntäglichen Morgenimpuls herrschten dann doch eher müde Augen vor und auch das Frühstück wollte einigen Teilnehmerinnen nicht so recht schmecken. Nachdem alle Habseligkeiten eingepackt und verstaut worden und die liebgewonnenen Zimmer und Betten verlassen worden waren, ging es zur Auswertungsrunde und Gottesdienst in die hauseigene Kirche, was auch die letzten müden Geister weckte.
Eine letzte kleine Runde im Park wurde gedreht und eine weitere Abkühlung im Brunnen vorgenommen (die nicht für alle mit trockenen Klamotten endete), bevor ein üppiges Mittagessen mit reichlichen Alternativen für Vegetarier*innen und alle, die es gerne wären, eingenommen wurde. Ein allerletztes Mal statteten wir unserem Brunnen einen Badebesuch ab und dann ging es zurück in BoniBus und Co, um die Heimreise anzutreten.
Bevor es aber endgültig nach Hause ging, hielten wir in Radibor, um das Geburtshaus und die Heimatkirche des seligen Alojs Andritzki zu besichtigen, der ein Beispiel für gelebten christlichen Glauben in der NS Diktatur darstellt und im KZ Dachau von den Nazis ermordet wurde.
Nach diesem ereignisreichen Wochenende war nun der Moment des Abschieds gekommen, Worte der Zuneigung wurden getauscht, Taschentücher geschwenkt und dann ging es zügig in Richtung Heimat. Die Rückfahrt war glücklicherweise mehr von allumfassenden Nickerchen als von Stau geprägt und so erreichten wir am späten Nachmittag erschöpft, aber glücklich und um einiges schlauer Zwickau.
Vielen Dank an alle Referent*innen, die ihr Wissen mit uns geteilt haben und danke an all die, die dieses Wochenende ermöglicht, organisiert und damit dafür gesorgt haben, dass so viel Interessantes und Wissenswertes in einem einzigen Wochenende enthalten sein konnte!

Über die Förderung des Projekts gibt die Bildleiste Auskunft, weiterhin wurde das Wochenende vom Bistum Dresden- Meißen sowie vom Landkreis Zwickau unterstützt.

 

 

 

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