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Junges Bistum Dresden Meissen
15. April 2020 | Jasmin Hack

Turn the Page (1)

Das rote Adressbuch

Unter dem Motto "Turn the Page" erscheinen an dieser Stelle demnächst Buchtipps für alle, die ihre Zeit gerne mit Lesen verbringen. Wenn Ihr ebenfalls ein tolles Buch gelesen habt und es gerne vorstellen möchtet, schickt Eure Ideen an . Wir freuen uns auf viele spannende Beiträge!

 

Den Anfang macht "Das rote Adressbuch" von Sofia Lundberg.

„Das rote Adressbuch“ von Sofia Lundberg handelt von einer 98-jährigen Frau namens Doris Alm, die alleine in ihrer Wohnung lebt und lediglich vom Pflegedienst besucht wird. Nachdem sie in ihrer Wohnung gestürzt ist, wird sie ins Krankenhaus gebracht. Sie ist sich sicher, dass sie bald sterben wird. Zuvor möchte sie ihrer Großnichte Jenny, die in den USA lebt, alle ihre Lebenserinnerungen aufschreiben: „Ich vermache dir meine Erinnerungen. Das ist das Wertvollste, was ich besitze.“

Doris besitzt ein rotes Adressbuch, das sie als junges Mädchen von ihrem Vater geschenkt bekam. Darin notierte sie im Verlauf ihres bewegten Lebens die Namen all‘ derer, die von Bedeutung für sie waren. Die meisten Namen sind inzwischen durchgestrichen und dahinter ein „TOT“ vermerkt. Anhand der Namen erzählt Doris ihre Geschichte, vom Schweden der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, über ihre Karriere als Model in Paris, ihr Leben in New York und England. 

Sofia Lundbergs Debütroman enthält teils autobiographische Elemente. So hat sie ebenfalls eine Tante mit Namen Doris, und sie arbeitete selbst schon als Model in Paris, Mailand und New York. 

Lundberg verarbeitet mit ihrer beeindruckend liebevollen Schreibweise sehr nahbare Emotionen. Die Protagonistin wird als charmant, humorvoll, lebensklug und scharfsinnig beschrieben. Die Handlung ist spannend und page-turning. 

Was hat das Buch aber mit uns zu tun und inwiefern ist es aktuell? Ein Motiv, mit dem die Handlung eröffnet wird und das sich durch das ganze Buch zieht, ist die Einsamkeit der älteren Generation. Für viele ältere Menschen sieht die Realität so aus, dass Verwandte und Freunde bereits verstorben sind, dass sie als einziges übrig geblieben sind und darauf warten ebenfalls zu sterben. Der einzige Kontakt zur Außenwelt ist der Pflegedienst oder im Fall von Doris zusätzlich der wöchentliche Kontakt mit ihrer Großnichte über Skype. Immerhin, die Akzeptanz der sozialen Medien ist bei der Protagonistin groß, ermöglichen sie ihr doch ein bißchen mehr Lebensqualität und Teilhabe. 

Sofia Lundberg führt in ihrem Roman vor Augen, dass es wichtig und wertvoll ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und auch mal innezuhalten. Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen, um aus der Vergangenheit für das Heute zu lernen und am Ende eines Weges auch dankbar und versöhnt loslassen zu können.